
Internationale Airline-Verbände in Europa fordern: Im Interesse des Klimaschutzes und eines fairen Wettbewerbs muss „Fit for 55“ dringend nachgebessert werden
• Klimapolitik muss wirksam sein und „Carbon Leakage“ vermeiden
• Auch beim Emissionshandel müssen faire Wettbewerbsbedingungen für alle Luftverkehrsgesellschaften gewährleistet sein
Die internationalen Airline-Verbände in Europa – die Boards of Airline Representatives (BARs) – sind sich der umweltpolitischen Verantwortung der Luftfahrtbranche bewusst und unterstützen daher regionale sowie internationale Anstrengungen, um den Klimaschutz im Luftverkehr stetig zu verbessern. Das „Fit for 55“-Maßnahmenpaket zum Klimaschutz der EU-Kommission ist jedoch aus ihrer Sicht kritisch zu sehen: Zentrale Vorschläge können zu einer starken Verlagerung des Verkehrs führen, wodurch die CO2-Emissionen lediglich in andere Regionen verlagert, aber keineswegs eingespart werden. Die Fluggesellschaften setzen auf nachhaltige Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF) als eine der wirksamen Lösungen, um die Verringerung der Emissionen im Luftverkehrssektor voranzutreiben. Die vorgesehene Einführung einer steigenden Beimischungsquote für SAF erfordert jedoch das volle Engagement und Investitionen seitens der Regierungen, um die Produktion zu steigern.
„In ihrer gegenwärtigen Form würde die im Klimaschutzprogramm ‚Fit for 55‘ geplante Reform des Emissionshandels (ETS) zu einer deutlichen Verschiebung von CO2-Emissionen führen. Damit würde eine massive Benachteiligung der europäischen Luftfahrt einhergehen, während der Luftverkehr in Drittstaaten gestärkt würde. Darüber hinaus sind wir gegen die schrittweise Reduzierung der kostenlosen Zuteilung von Emissionsrechten an die Fluggesellschaften, da diese Maßnahme zu einer Verteuerung der Flugtickets führen und den Luftverkehr für einen großen Teil der Menschen weniger erschwinglich machen würde. Dies hätte gravierende, negative Auswirkungen auf die Konnektivität, den Tourismus, die Wirtschaftstätigkeit und den Arbeitsmarkt. Dies kann nicht im Interesse der EU liegen; Nachbesserungen sind unumgänglich“, erläutert Michael Hoppe, Generalsekretär des Board of Airline Representatives in Germany (BARIG).
Airlines unterstützen Ziel, Luftfahrt bis 2050 CO2-neutral zu gestalten
Das prinzipielle Ziel der EU, den Luftverkehr bis zum Jahr 2050 CO2-neutral zu gestalten, unterstützen die Fluggesellschaften voll und ganz. Dazu investieren sie Milliardenbeträge in zukunftsträchtige Innovationen wie die Entwicklung alternativer Kraftstoffe, elektrisches Fliegen oder mit Wasserstoff angetriebene Flugzeuge. Doch die Verschärfung von ETS in der skizzierten wettbewerbsverzerrenden Form lehnen die Airlines entschieden ab.
Dazu Michael Hoppe: „ETS ist durchaus ein geeignetes Instrument, um CO2-Emissionen im Luftverkehr wirksam zu reduzieren. Allerdings treffen die Verschärfungen so, wie sie geplant sind, vor allem europäische Fluggesellschaften. Dies führt zu einer ungleichen Belastung, da dem ETS zwar alle Flüge innerhalb des europäischen Wirtschaftsraums unterliegen, die Zubringerflüge an Nicht-EU-Drehkreuze jedoch nicht vom ETS erfasst sind. Die Folgen liegen auf der Hand: Drehkreuze ausserhalb der EU profitieren, da es zu einer starken Verlagerung der Nachfrage dorthin käme. Durch dieses sogenannte ‚Carbon Leakage‘ wäre dem Klima aber nicht geholfen. Stattdessen hätte man lediglich den europäischen Luftverkehr deutlich einseitig geschwächt. Der ETS muss daher so weitsichtig gestaltet werden, dass der Klimaschutz effizient vorangetrieben wird und zugleich faire Wettbewerbsbedingungen für alle Beteiligten gewährleistet sind. Darüber hinaus sollten Zubringerflüge sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU gleichgestellt werden. Um gleiche Rahmenbedingungen zu schaffen, muss die verpflichtende Beimischungsquote für SAF für alle Luftverkehrsbeteiligten auf einer fairen Grundlage beruhen.“
Zusätzlich zu den BARs und den oben genannten Forderungen ruft auch die International Air Transport Association (IATA) die Europäische Union auf, das EU-ETS in Übereinstimmung mit dem CORSIA-Abkommen (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation) anzupassen. Sollte EU-ETS für innereuropäische Flüge beibehalten werden, so müssen auch die Kompensationsanforderungen von CORSIA berücksichtigt werden, um eine Doppelregulierung zu vermeiden.
Zu den beteiligten Boards of Airline Representatives (BARs), die sich für diese Forderungen stark machen, gehören in Europa die Verbände aus Dänemark, Deutschland, Finnland, Griechenland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen und Portugal: